Startup FOCUS Pitch and Connect

11 Startup-Teams gehen erste Schritte im Volkspark

Schwungvoller hätte der Auftakt der Gründungswoche der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) nicht sein können. Bereits am ersten Tag verwandelten der Transfer- und Gründungsservice der Uni den Volkspark in Halle in eine Bühne für das Event Startup FOCUS Pitch & Connect. Unterstützung gab es dabei durch den International Startup Campus und die Univations GmbH, die einen Teil der Organisation und die Moderation der Pitches übernahm.

Insgesamt 11 Startups aus Mitteldeutschland und der Ukraine bekamen die Chance, Investor:innen und ein interessiertes Publikum von sich zu überzeugen. Die Kapitalbedarfe waren dabei genauso vielfältig wie die Geschäftsideen. Präsentiert wurden unter anderem innovative Lösungen für die Landwirtschaft, für den Bildungssektor oder den Bereich Mode. Für einige der Teams waren es die ersten Schritte auf dem Weg zu einer Finanzierung.

Univations Projektmanager Dr. Andreas Lauenroth moderierte die Pitch-Session des Abends.

Raum für die Kapitalakquise

„Die Bandbreite der Ideen und Branchen ist generell groß, wenn es um Gründungen aus Hochschulen und der MLU geht“, sagt Susanne Hübner vom Transfer- und Gründungsservice. In dieser Hinsicht spiegle das Event auch die tagtägliche Arbeit unserer Gründungsberatung wider. „Gründungen können aus allen möglichen Bereichen und Fakultäten kommen. Es ist wichtig, dass man sich die Mühe macht, sich die Ideen und Geschäftsmodelle wirklich anzuschauen und sie zusammen mit den Ideenträgerinnen aus dem akademischen Umfeld zu entwickeln.“ Mit dem Event werde der Raum für die ersten Schritte Richtung Kapitalakquise geschaffen.

Die Gründer:innen, die sich im Vorfeld um einen Bühnenplatz bewerben mussten, erfüllten diesen Raum zunächst mit dynamischen 5-Minuten-Pitches vor geladenen Gästen. Im Anschluss folgten jeweils dreiminütige Fragerunden, die die Präsentierenden souverän meisterten. Von Nervosität war bei Marwin Gaube vom Startup XSUPRA nichts zu merken. „Dadurch, dass wir mitten im Gründungsprozess sind, kommt es gerade öfter vor, dass ich pitche“, sagt der Gründer. „Man fühlt sich irgendwann auch auf so einer Bühne wohl.“

Er und seine Mit-Gründer:innen wollen die Landwirtschaft durch präzise Bodenanalysen optimieren. Sie nutzen dafür Satellitendaten und Proben von Feldern. Mit dem Netzwerken sei man allerdings noch ziemlich am Anfang, daher war Marwin insbesondere gespannt auf die Gespräche mit potenziellen Investor:innen am Abend.

Marktrecherche für das Nachbarland

Zu denen gehörte etwa Stephan Beier vom Beteiligungsmanagement Thüringen. „Ich bin heute hergekommen, um auch mal außerhalb von Thüringen zu sehen, was es für neue Entwicklungen gibt und welche neuen Startups sich gefunden haben“, sagt der Senior Investment Manager. „Man muss immer schauen, was sich gerade im Markt tut.“ Aus Sachsen-Anhalt bekomme man im Nachbarbundesland aktuell nur wenig mit.

Die Unternehmen des Abends in Halle seien für ihn alle spannend gewesen und auf einem guten technologischen wie innovativen Stand. Allein die geniale Geschäftsidee, die auf den ersten Pitch überzeugen konnte, fehlte am Montag. „Bei zwei, drei Themen möchte ich noch ein bisschen tiefer einsteigen. Das könnte interessant sein“, so Beier. Am Ende muss vieles für einen Finanzierungsdeal passen.

Dass im Volkspark nicht nur Teams aus Deutschland, sondern auch aus der Ukraine auf der Bühne standen, war eine Besonderheit des Events. „Seit 2016 pflegen wir eine Kooperation mit der Taras-Shevchenko-Universität in Kiew. Ursprünglich ging es um den Erfahrungsaustausch beim Wissens- und Technologietransfer, bis heute geben wir regelmäßig Gründerteams aus der Ukraine Zugänge zu Investorinnen in unserem Netzwerk“, sagt Susanne Hübner. Der Kontakt seit auch nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine nie abgebrochen. „Dank der Fördergelder von EXIST und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz konnten wir die Reisekosten für die Teams übernehmen, die bei einem ukrainischen Pitch-Format vorab ausgewählt wurden.“

Gründen im Ausnahmezustand

Zu den Gründerinnen aus der Ukraine gehörte Polina Vasylenko vom Startup Hearify. Sie und ihr Team wollen Lehrer:innen und Schüler:innen das Leben durch Künstliche Intelligenz erleichtern. Das Lernen soll durch ihre Plattform personalisierter und effizienter werden. „Es ist unser zweiter Besuch in Deutschland“, sagt Polina Vasylenko. „Wir waren bereits bei der Gründermesse Bits & Pretzels in München.“ In Halle war das Team zum ersten Mal. Auch wenn es an der Saale im Vergleich zu München viel kleiner ist, sei man begeistert von der Stadt und den Kontakten. „Es ist im Moment sehr kompliziert, in der Ukraine zu gründen“, sagt die Unternehmerin.

Stromausfälle, Fliegeralarm und Angst machten den Alltag zur permanenten Ausnahmesituation. Die Regierung habe aufgrund des Krieges aus gutem Grund andere Prioritäten. Es gehe schlicht ums Überleben und nicht ums Geschäft. „Daher versuchen wir im Ausland Unterstützung zu finden. Wir sind stolze Ukrainerinnen und stark genug, um neue Unternehmensgeschichten aufzubauen.“

Sie glauben an ihre Geschäftsidee und daran, dass Bildung für ihr Land die Zukunft bedeutet. Für Hearify ging es daher direkt nach ihrem Pitch in Halle nach Lissabon zum nächsten Event. Für Polina und ihre Mitstreiterinnen sei die enge Taktung ihrer Tour durch Europa kein Problem: „Wir schlafen nicht. Wir sind Gründerinnen.“

Dass das genau die richtige Einstellung ist, bestätigte Johannes Raschpichler von Sonocom am Abend auf der Bühne. Statt Powerpoint-Präsentation untermalte er das Erfolgsrezept seines Startups am Keyboard. Wie wichtig guter Sound in der Musik wie auch in der Kommunikationsbranche ist, für die Sonocom eine intelligente Telefon-Audio-Optimierung in Echtzeit bietet, werden die Gäste so schnell sicher nicht vergessen.

„Startup FOCUS Pitch & Connect war eine absolut gelungene Veranstaltung”, sagte Daniel Worch, Geschäftsführer der Univations GmbH. Es sei wichtig für Startups, bereits in der frühen Phase mit Investoren in Kontakt zu treten. „Hierfür waren wir sehr gern Partner bei der Durchführung des Events und haben unser Netzwerk sehr gern geöffnet.”